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Dienstag, 6. März 2012

Edel geht die Welt zugrunde


Aus der Kategorie "Filme, die keiner gesehen hat" stammt Angel - Ein Leben wie im Traum aus dem Jahr 2007. Der Film von Regisseur Francois Ozon handelt vom raschen Aufstieg und ebenso schnellen Fall der Kitschbuchautorin Angel Deverell. Passend zum Thema präsentiert auch das filmische Bild opulenten Kitsch in Perfektion.

Aufmerksam wurde ich auf diese Perle durch Hauptdarstellerin Romola Garai, mit der man in letzter Zeit verstärkt rechnen muss und die mich als Jane Austens "Emma" vollends überzeugt hat. Als ich dann auch noch las, dass die männliche Hauptrolle von Michael Fassbender verkörpert wird, war die DVD bestellt. Überzeugt mich dieser doch auch zunehmend von seinem schauspielerischen Talent.
Hinzu kommt, dass ich im Rahmen meines Examens auch das Thema "Kitsch-Diskurse" behandle. Ein Thema, das mit Ozons Film quasi seinen Weg auf die Leinwand findet.

Besonders der literarische Kitsch steht seit jeher unter dem Vorwurf, er habe nichts mit der Realität zu tun und erzeuge stattdessen eine Art Traumwelt, die dem Konsumenten als Mittel zur Flucht aus dem Alltag dient. Ein Kritikpunkt, mit dem auch Ozons Film spielt, indem er zeigt, wie sich Kitschbuchautorin Angel mehr und mehr in ihren eigenen Traumwelten verliert. Ihre Kindheit in ärmlichen Verhältnissen leugnet sie dabei ebenso konsequent, wie andere biografische Mängel. Statdessen erzählt sie fantasievolle Geschichten, wie etwa von adeligem Blut, dass angeblich in ihren Adern fließt. Durch den Erfolg ihrer Romane kann sie sich schließlich einen ausschweifenden Lebensstil mit allem Luxus leisten. Ein Grund mehr, die dunkle Vergangenheit zu verneinen. Die neue Villa heißt bedeutungsschwanger schlicht "Paradise".
In dem verarmten Maler Esmé glaubt Angel schließlich auch ihre große Liebe gefunden zu haben und heiratet ihn. Der Bohemien fühlt sich in Angels Fantasiewelt jedoch zunehmend gefangen und eingeengt. Angel wiederum beginnen die Bilder ihres Mannes zu missfallen, da sie die bunten Farben vermissen lassen, in denen sie ihre Welt sieht.



Als schließlich der Krieg ausbricht und Esmé sich verpflichten lässt kommt es zum endgültigen Bruch des Paares. Der Krieg passt nicht in Angels vom Kitsch geprägte Welt - alle Gedanken daran will sie von sich fernhalten. Die Verpflichtung ihres Mannes versteht sie nicht. Als Esmé schließlich aus dem Krieg heimkehrt ist auch er nicht nur körperlich verändert.
Am Ende des Films steht letztlich die Erkenntnis, dass auch die schönsten Träume nicht ewig  Bestand haben und mit zunehmender Erfolglosigkeit als Schriftstellerin (in Zeiten des Krieges ist den Leuten nicht mehr nach Kitsch) fällt auch Angels Traumwelt Stück für Stück auseinander...

Romola Garai und Michael Fassbender überzeugen in den Hauptrollen ebenso wie Sam Neill und Charlotte Rampling in Nebenrollen. Besonders Garai zeichnet das Bild einer Frau, die man zwar für viele ihrer Wesenszüge verabscheuen mag, die jedoch ebenso modern und bewundernswert erscheint, da sie ihre Träume verwirklichen konnte.

Optisch ist Angel - Ein Leben wie im Traum ein wahrer Augenschmaus: Viel Kostüm, viel Chi-Chi - kurzum viel Kitsch. Letztlich wird auf diese Weise aber die Aussage des Films verstärkt. Und so titelte schon der Spiegel äußerst passend: "Ein virtuos geschmackloser Film!"

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